"Mamaaaa, ich muss kacken!!" Was als Kind das Normalste auf der Welt war - weder Scham noch irgendetwas belastete damals diesen natürlichen Vorgang - kann heute, als Erwachsener, beinahe ein Akt der Unmöglichkeit werden. 🫣
Auch wenn der Begiff "Verstopfung" sehr selbsterklärend ist, können wir uns irgendwie doch nicht so ganz etwas Konkretes darunter vorstellen, oder?
Grundsätzlich gilt, unter Verstopfung versteht man eine geringe Darmbewegung und die Schwierigkeit, groß auf die Toilette zu gehen.

Wie funktioniert die Verdauung normalerweise?
First Things First! Für ein besseres Verständnis, möchte ich dir zuerst erklären, wie es normalerweise so funktioniert: Gegessenes wird im Dünndarm mit Wasser vermengt. Später, am Weg durch den Dünndarm (der übrigens sehr lang ist und eine unfassbar große Oberfläche hat) werden 90 % dieses Wassers wieder entzogen und all die Nährstoffe aus der Nahrung aufgenommen. Der Rest, also das, was der Dünndarm übrig lässt, wird weiter transportiert in den Dickdarm. 💩
Die Reihenfolge lautet also einfach gesagt:
Mund
Speiseröhre
Magen
Dünndarm
Dickdarm
Kloschüssel

Je näher der Darminhalt dem Dickdarm kommt, desto geringer ist der Wassergehalt. Man nennt dieses Vorgehen „Absorption“. Nicht wichtig, dies als Laie zu wissen, aber wen es interessiert - das ist der Begriff. 😄
Jedenfalls wandert der Stuhl nun den Dickdarm entlang (welcher deutlich kürzer als der Dünndarm ist, dafür aber verhältnismäßig viieeel mehr Bakterien beheimatet 🦠) und wird zunehmend fester, weil ihm ja weiterhin Wasser entzogen wird.
Der Transport des Stuhls wird aufgrund von muskulären Kontraktionen, also muskulärer Bewegung, vorangetrieben. Diese Kontraktionen des Darms nennt man „Peristaltik". Hast du diesen Ausdruck vielleicht schon einmal gehört? Es handelt sich dabei um langsame, aber sehr kraftvolle Bewegungen, welche in der Regel 3 - 4 Mal am Tag auftreten.
Diese Kontraktionen kannst du dir wie Wellen vorstellen, die einen Surfer am Surfbrett vorantreiben. 🏄♀️ Wer der Surfer ist, kannst du dir vermutlich denken.
Doch es gibt noch eine weitere Art von Kontraktion im Darm: Die sogenannten „Haustral Contractions" mixen den Darminhalt alle 30 Minuten so richtig durch. Beide Kontraktionen sind notwendig, um erfolgreich auf die Toilette gehen zu können.
Verlangsamte Verdauung bei Verstopfung
Bei manchen Menschen ist die Kontraktion des Darms sehr langsam und es kommt zu einem verzögerten Stuhltransport im Darm. Man nennt dies dann „Transportstörung des Darms“.
Besonders junge Frauen leiden unter einer Transportstörung des Darms, was in weiterer Folge zu chronischer Verstopfung führen kann. Durch den Umstand, dass der Stuhl so langsam durch den Darm wandert, bleibt mehr Zeit, um dem Stuhl Wasser zu entziehen. Dadurch wird der Stuhl härter und trockener, was den Transport erschwert. Es gibt noch eine weitere Sache, die bei zu wenig Wasser im Stuhl zu Problemen führen kann. Dazu kommen wir gleich.
Wenn du selbst unter Verstopfung leidest, weißt du wahrscheinlich, dass durch diese unregelmäßige Darmbewegung eher selten das Bedürfnis entsteht, groß auf die Toilette zu müssen. Selbst dann, wenn Tage oder sogar Wochen vergangen sind ohne „richtigen Stuhlgang". Auch wenn der Drang aufs Klo zu gehen nicht klar wahrnehmbar ist, so merkst natürlich schon, dass sich da etwas im Rektum befindet. I mean...?! Die Wände des Enddarms werden gedehnt und der Druck von Innen steigt. Nur irgendwie muss man halt nicht auf's Klo...
Wie dem auch sei, sind es am Ende unsere After Schließmuskeln, die dafür sorgen, dass der Darminhalt nicht unkontrolliert austritt. Ja, es sind Muskel-N, denn wir haben zwei davon: Den inneren und den äußeren Schließmuskel, die wie eine Art Ring um den natürlichen Ausgang unseres Körper liegen.
Wann immer es soweit ist, werden Signale an das Gehirn geschickt, dass wir bereit wären für einen Stuhlgang und die Schließmuskeln verrichten ihre Arbeit.
Während der innere Schließmuskel keiner bewussten Kontrolle unterliegt, können wir den äußeren Schließmuskel sehr wohl steuern. Dieser hat schlussendlich auch die Entscheidungsgewalt über den Zeitpunkt der Entleerung - oder auch nicht.
Pressen fördert Verstopfung
Erinnerst du dich, wann du dich das letzte Mal am WC mehr oder weniger plagen musstest, um Ballast abzugeben? Wie fühlte sich das an? Entspannt oder anstrengend? Denn es ist so, dass wenn wir am Klo sitzen, eine Entleerung dann stattfindet, indem wir den äußeren Schließmuskel entspannen und nicht anspannen…
Ca ⅓ aller unter chronischer Verstopfung Leidenden haben eine sogenannte Dyssyrgene Defäkation. Das bedeutet, sie haben Schwierigkeiten damit, die Muskulatur gezielt zu entspannen, um sich zu entleeren oder üben übermäßigen Druck beim Stuhlgang aus, also kurzum: es wird zu fest gepresst People!!
Wohl die häufigste Ursache für chronische Verstopfung ist die sog. funktionelle Verstopfung. Hierbei ist der Darm an sich gesund, aber es gibt Schwierigkeiten mit der sehr intensiven Verbindung zwischen dem Hirn und dem Darm.
Faktoren, die eine funktionelle Verstopfung fördern sind:
Stress
ungesunde Ernährung
Bewegungsmangel im Alltag

Wie Anfangs erwähnt, wird dem Stuhl am Weg durch den Darm Wasser entzogen. Grundsätzlich besteht der ausscheidende Stuhl dann noch zu 75% aus Wasser. Wenn der Wassergehalt im Stuhl sinkt, steigt die Dichte des Stuhls, was den Transport und das Ausscheiden erschwert.
Ein Experiment mit Schweinen hat gezeigt, dass die Reduktion des Wassergehalts im Stuhl um 20%, die Dichte um - sage und schreibe - das 240-fache erhöht wird! Aus diesem Grund spielt es eine bedeutende Rolle, ausreichend Wasser zu trinken, um Verstopfung zu mindern!
Ballaststoffe und Verstopfung
An dieser Stelle kommen nun auch die sogenannten Ballaststoffe ins Spiel. Diese ziehen nämlich Wasser in den Stuhl und sorgen dafür, dass der Stuhl weich bleibt und nicht zu dicht wird. Daher heißt es auch, dass eine ballaststoffreiche Ernährung die Verdauung fördert, weil dadurch die Stuhltransport-Dauer beschleunigt wird. Eine ballaststoffarme Ernährung im Umkehrschluss fördert Verstopfung.

Zudem ist es bekannt, dass körperliche Bewegung, insbesondere Aerobic-artige Bewegungen, einer Verstopfung entgegenwirkt. Denn ein bewegter Körper ist ein bewegter Darm und ein bewegter Darm tut sich leichter damit, den Stuhl weiter Richtung Ausgang zu transportieren.
Das Verstopfungsrisiko steigt im Alter an, weil die Ballaststoffzufuhr abnimmt, zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen wird und manchmal mehr oder weniger schwerwiegende Erkrankungen mit medikamentöser Behandlung auftreten, welche die Anfälligkeit für Verstopfung erhöhen.
Es gibt auch sekundäre Ursachen für Verstopfung, wie eine Schilddrüsenunterfunktion, ein erhöhter Kalziumspiegel oder das Parkinson Syndrom.
Verstopfung vor der Menstruation
Wie so oft, betrifft das unangenehme Thema Verstopfung mehr Frauen als Männer. Besonder an den Tagen vor dem Eintreten der Periode berichten Frauen über verstärkte Verstopfungssymptome. Dies kann auf hormonelle Ursachen zurückzuführen sein. Welche Rolle die Produktion von Progesteron und Östrogen für die Verdauung spielt, erfährst du hier in diesem Instagram Posting.
Auch ist es bekannt, dass Verstopfung sehr häufig schwangere Frauen betrifft. Der Anstieg des Hormons Progesteron ist verantwortlich dafür, dass die Verdauung sowie die Entleerung des Darms verlangsamt wird. Während er Schwangerschaft wird dem Stuhl dadurch mehr Wasser entzogen, was, wie wir bereits gelernt haben, den Stuhl trockener und dichter macht. Gegen Ende der Schwangerschaft kann auch die Erweiterung des Uterus den Transport von Stuhl zusätzlich verlangsamen.

Disclaimer: Ich bin keine Ärztin! Bevor du eine SIBO-Diät, FODMAP-reduzierte Ernährung oder andere Therapie in Betracht ziehst, musst du mögliche organische Erkrankungen durch einen Facharzt abklären lassen! Diese Website dient nicht der Eigendiagnose und/oder als Anleitung zur Eigentherapie!