Im ersten Moment, wenn dieses +1 Symbol bei der Nachrichtenleiste meiner Webseitenübersicht aufpoppt, schlägt mein Herz höher. Da hat sich etwas getan! Ich sehe den Teaser, dass jemand meinen neuen Blogbeitrag kommentiert hat. Ich kann es kaum fassen! 😍 Dass sich da jemand Zeit nimmt, meinen Inhalt zu lesen und noch dazu so lieb ist, ein Kommentar zu hinterlassen. Dann lass mal hineinschauen, was mir diese Person sagen möchte.
Dieses Gefühl, wenn man so offenherzig in eine Situation geht und einem dann nicht das begegnet, wonach man sich insgeheim sehnt, ist grausam. Es ist kalt und ich spüre, wie für einen Moment mein Inneres einen Schritt zurückschreckt. So, als könnte es dadurch der Situation entkommen. Diese Kälte rast von meinem Herz bis in meine Fingerspitzen, innerhalb von Sekunden.
„Mehr als enttäuschend…“, sind die Worte, die ich höre. So, als würde sie jemand in die Tiefen eines Berges hineinrufen und das Echo wird nicht müde, diese immer und immer wieder zu wiederholen. Nur mit dem Unterschied, dass die Intensität des Echos nicht nachlässt und so auch nicht dieses dumpfe Gefühl in mir.
Ich sitze vor dem PC und starre in den Bildschirm.
Hatte ich versagt? War es wirklich dermaßen schlecht, was ich veröffentlicht hatte?
Ich wusste es, bejahte die Stimme in mir. Jene Stimme, die stets bereit ist, die bloß darauf wartet einen Fehltritt zu erkennen, um mich dann mit Selbstzweifel und Angst zu überschütten. Klar, sie wusste es schon immer. Dass meine Arbeit mehr Schein als Sein war. Wer glaubte ich zu sein, dass ich es schaffen könnte, etwas Gutes, etwas Wertvolles zu erschaffen. Etwas, was andere lieben. Etwas, wodurch mich andere lieben.
WTF? Worum geht es hier?
Mal wieder vermisse ich diesen Filter. Einen Filter, der sämtliche Informationen, die vom Außen in mich einprasseln, umlenkt. Weg von meiner innersten Verletzlichkeit, meinen Unsicherheiten und Zweifeln, hin zu meinem rationalen und so viel stärkeren Verstand.
Es wäre so viel einfacher, wäre er es, der als Erstes empfindet und erst dann mein Herz.
Es dauert ein paar Augenblicke. Starre Augenblicke. Dann läutet mein Handy. Wie geschüttelt kehre ich zurück in die Wirklichkeit. „Ja, es geht mir gut.. Schön, deine Stimme zu hören… Bis Abends dann. Kuss.“
Manchmal beneide ich meinen Freund und alle anderen, die einen geregelten Arbeitsalltag haben. Schon eigenartig. Denn genau deswegen habe ich mich entschieden, meinen eigenen Weg zu gehen, mit myFODMAP. Um meine eigenen Regeln und Strukturen zu erschaffen. Um mich selbst zu verwirklichen, um meinen Traum zu leben. Um an einem Montagvormittag, den Tränen nahe, einen Kommentar zu beantworten, von einem Absender namens „Gast“. All meine bisherige Arbeit hinterfragend.
Ich kann es aushalten. Ich kann es aushalten, kritisiert zu werden. Ja, wirklich. Denn auf sehr eigenartige Weise verursacht dies in mir Widerstand. Widerstand, der mir wiederum Kraft verleiht, um es dir, wer auch immer du bist, zu beweisen, dass ich’s besser kann. Diese Kraft schafft es an die Oberfläche, sobald der Nebel voller Selbstzweifel und Panik sich lichtet. Und ich frage mich, ob ich dankbar sein sollte, diese Kraft entwickeln zu können oder ob ich dankbar sein sollte, diesen negativen Kommentar erhalten zu haben. Als eine Art Antrieb?
Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Aber ich weiß, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein wird, dass ich mit Kritik konfrontiert werde. Und das alleine gibt mir ein Gefühl der Sicherheit. Denn es bedeutet, ich habe mich nicht gegen meine Arbeit entschieden, sondern mache weiter.
Vielleicht sogar ein Stückchen stärker als zuvor. ❤️
